… sechs Fragen an: Lucas Buchauer Jahrgang 2020 

📣 Was hat Dich dazu bewegt, Zukunftsforschung zu studieren, und welche Schwerpunkte hast Du in Deinem Studium verfolgt?

Anfang 2020, kurz nach meinem Umzug nach Berlin, stand die Welt aufgrund der Corona-Pandemie plötzlich still, und auch meine ursprünglichen Pläne, im HR-Bereich weitere Erfahrung zusammeln, lagen auf Eis. Diese unerwartete Situation hat mich zum Nachdenken über meine eigene Zukunft angeregt. Begriffe wie „Vuca-World“ oder “Disruption” waren plötzlich nicht mehr nur Buzzwords, sondern greifbar und real geworden. Über eine Bekannte hatte ich dann vom Studiengang Zukunftsforschung an der Freien Uni Berlin erfahren und mich beworben. Besonders genossen habe ich es, mit Menschen aus verschiedenen Fachrichtungen zusammenzuarbeiten – die Interdisziplinarität des Studiengangs hat mir viele wertvolle Perspektivwechsel eröffnet, die mein Verständnis von Zukunftsforschung enorm bereichert haben. Mein persönlicher Fokus lag im Studium auf Methoden wie dem Horizon Scanning und Data Driven Foresight, besonders in den Bereichen Wirtschaft und Politik. Besonders spannend fand ich den Einsatz von KI, insbesondere LLMs, was auch das Thema meiner Masterarbeit war, in der ich gemeinsam mit der Schaltzeit GmbH einen Prototyp für KI-gestütztes Horizon Scanning entwickelt habe.

📣 An welchen Themen und mit welchen Methoden (aus Zukunftsforschung) arbeitest Du in Deiner aktuellen Position?

Nach meiner Zeit als Werkstudent und meiner Masterarbeit bei der Schaltzeit GmbH bin ich nun fest im Team und arbeite dort intensiv an verschiedenen Foresightprojekten. In meiner aktuellen Position liegt mein Schwerpunkt auf der Methode des Horizon Scannings, die wir in verschiedenen Projekten einsetzen, um Trends und schwache Signale frühzeitig zu erkennen und zukünftige Entwicklungen sichtbar zu machen. Ein zentraler Aspekt meiner Arbeit ist der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Foresight-Bereich. Wir erforschen, wie KI Methoden wie Horizon Scanning, Szenariogestaltung oder Delphi-Verfahren weiterentwickeln und effizienter gestaltet werden können. Besonders spannend finde ich dabei die Frage, wie wir diese Methoden durch KI zugänglicher machen können – auch für Menschen, die keine Experten in der Zukunftsforschung sind. Unser Ziel ist es, zukunftsorientierte Denk- und Arbeitsweisen breiter verfügbar zu machen und Unternehmen sowie Organisationen zu unterstützen, fundierte und datengetriebene Entscheidungen zu treffen.

📣 Was machst Du gerne, wenn Du nicht an Zukünften arbeitest?

In meiner Freizeit koche ich gerne für meine WG und Freunde, das entspannt mich und ist ein schöner Ausgleich. Kunst und speziell Musik spielen ebenfalls eine große Rolle für mich – ich entdecke gerne neue Künstler und Genres. Ich bin im Sommer oft auf Festivals unterwegs, mal als Volunteer, mal als Gast und Musikenjoyer. Mit Freunden haben wir auch schon kleinere Festivals selbst organisiert. Außerdem habe ich ein starkes Interesse an technischen Neuheiten, sei es in Form von Gadgets oder neuen Trends, die unser Leben verändern.

📣 Wann fängt für Dich die Zukunft an?

Die Zukunft ist für mich kein fest definierter Zeitpunkt, sondern ein dynamischer Prozess. Sie beginnt nicht morgen oder in einem Jahr, sondern entsteht ständig in unseren Handlungen und Entscheidungen im Jetzt. Jeder Moment trägt das Potenzial in sich, die Zukunft zu formen. Was heute noch Möglichkeit ist, kann morgen schon Realität sein. In diesem Sinne ist die Zukunft nicht losgelöst von der Gegenwart, sondern immer ein Teil von ihr – wir gestalten sie aktiv, ob bewusst oder unbewusst.

📣 Welche Zukunftsbilder hast Du für die deutsche Zukunftsforschung vor Augen?

Für die deutsche Zukunftsforschung sehe ich das Ziel einer zukunftsfähigen Bevölkerung im Mittelpunkt. Das bedeutet, dass nicht nur Expert*innen, sondern auch die breite Gesellschaft ein besseres Verständnis für zukünftige Entwicklungen erlangen und aktiv an deren Gestaltung teilhaben können. Zukunftsforschung sollte dabei helfen, Szenarien zu entwickeln, die resiliente, nachhaltige und gerechte Lösungen für komplexe Herausforderungen bieten – sei es in den Bereichen Klima, Digitalisierung oder soziale Gerechtigkeit. Zentral ist dabei, dass Zukunftskompetenzen breiter verankert und für alle zugänglich gemacht werden, um eine aktive Mitgestaltung der Zukunft und ein Verständnis dafür zu ermöglichen.

📣 An welchen Projekten arbeitest Du gerade?

Zurzeit arbeite ich an verschiedenen Foresightprojekten, darunter ein Horizon Scanning-Projekt für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), das sich mit der Zukunft der digitalen Arbeitsgesellschaft 2040 beschäftigt (Denkfabrik.AI). Parallel dazu liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Entwicklung von KI-Anwendungen im Kontext der Zukunftsforschung. Hierbei geht es darum, Tools zu entwickeln, die es Nicht-Expert*innen, ermöglichen, Methoden der Zukunftsforschung anzuwenden, aber auch Zukunftsforschende in ihrer Arbeit zu unterstützen. Ein Highlight in diesem Zusammenhang wird unser „Inspiration Lab: AI“ am 10.10.2024 ab 18 Uhr bei Schaltzeit sein, wo wir gemeinsam über potenzielle Anwendungsbereiche von KI in der Zukunftsforschung diskutieren werden. Dazu laden wir euch gerne ein!

Meldet euch gern hier an: Inspiration Lab: AI Tickets, Thu, Oct 10, 2024 at 6:00 PM | Eventbrite

D2030 Futures Lounge: Foresight und Polykrise

Am 2.10.24 lädt die Initiative D2030 wieder zur Futures Lounge ein – diesmal bereits in der 37. Ausgabe. Ab 18:30 Uhr wird in einem spannenden Live Talk auf Zoom und im Stream das Thema „Foresight und Polykrise“ beleuchtet. Diskutiert wird, welche neuen Perspektiven und Methoden Foresight entwickeln muss, um auf die Herausforderungen der Polykrise angemessen zu reagieren.

Als Gäste dabei: Dr. Nele Fischer, Dr. Isabella Hermann, Louisa Kastner und Prof. Dr. Eileen Mandir. Moderiert wird die Runde von Jonas Drechsel. Seid dabei und bringt Eure Fragen ein!

Save the date: Austausch zum Start des neuen Semesters

Am 16.10. begrüßt der Masterstudiengang Zukunftsforschung den neuen Jahrgang zu einem abendlichen Beisammensein, zu dem alle Studierende, Alumni und Dozierende eingeladen sind. Eine entsprechende offizielle Einladung folgt in Kürze. 

Netzwerk Zukunftsforschung im September 

Unser Partner Netzwerk Zukunftsforschung lädt ganz herzlich zur diesjährigen Mitgliederversammlung ein, die am 27. September 2024 von 8:30 bis 14:30 Uhr im Fraunhofer FKIE in Bonn stattfindet. Da viele Kapitel Mitglieder in beiden Netzwerken aktiv sind, ist hier eine Erinnerung. Wir vom Kapitel 21 werden auch vor Ort sein. Weiterführende Infos findet ihr hier.

…kritischer Zukunftsforschung?

Die Community Kritische Zukunftsforschung (KZF) bietet eine Plattform für den Austausch über alternative, kritisch-reflektierte Zukunftsbilder. Sie ist eine Gemeinschaft von Theoretiker- und Praktiker:innen mit dem Ziel, KZF im deutschsprachigen Raum zu vertiefen und zu verstetigen. 

Kritische Zukunftsforschung hinterfragt gängige Zukunftsvorstellungen und denkt sie neu. Sie möchte eine tiefgehende Auseinandersetzung mit Zukunftsbildern fördern und als gesellschaftliche Praxis etablieren, da gängige Vorstellungen von Zukunft von starken und nicht reflektierten Narrativen wie technologischem Fortschritt und ökonomischen Interessen geprägt sind. 

Mitmachen

Die Community bietet regelmäßig Events an, bei denen die Teilnehmenden aktiv mitmachen, diskutieren und eigene Ideen einbringen können. Über die Webseite https://kritische-zukunftsforschung.de/ findet Ihr viele Inhalte, Texte, Podcastfolgen und Mitschnitte der vergangenen Community-Events, zum Nachstöbern und Weiterdenken. Ein Newsletter informiert über aktuelle Entwicklungen. 

Die Community wurde von Johannes Kleske und Jonas Drechsel, beide Absolventen des Masters Zukunftsforschung, initiiert und wird in Teamarbeit von und mit unter anderem Dorle Schmidt, Nele Fischer und Oliver Lauenstein vorangetrieben. 

Das nächste Event wird im November stattfinden und das Konzept Stufen der Kritik vorstellen, an denen die Community in der vorangegangenen Kritik-Werkstatt gearbeitet hat. 

Hier geht‘s zur Webseite.